Porsche 964
Kaufberatung Porsche 964
Kaufberatung Porsche 964 erfordert im Vergleich zu seinen Vorgängern aufgrund seiner höheren Komplexität einen wesentlich größeren Aufwand hinsichtlich der anfallenden Prüfarbeiten.
Historie
Der 964er verkörpert für viele Porscheliebhaber die Kombination von klassischer 911er-Form mit bereits moderner Fahrzeugtechnik.
Das Modelljahr 1989 brachte große Änderungen, denn Porsche hatte ein neues Karosseriewerk in Betrieb genommen. So konnte die Produktion des neuen Carrera 4 (Modell 964) parallel zur Produktion der noch immer erhältlichen G-Modelle Carrera und Turbo gestartet werden.
Der Porsche 964 wurde anfangs nur in der Version C4 als Allradfahrzeug angeboten. Entwickelt wurde er mit dem Know-how des legendären Porsche 959, der eine Kraftverteilung mittels Zentraldifferential mit einer variablen Sperre und einer Drehmomentverteilung auf Front und Hinterachse hatte.
Der Porsche 964 unterscheidet sich von seinen Vorgängern deutlich durch seine geänderte Karosserie, Innenkotflügel und durch einen verkleideten Unterboden.
Im Motorraum arbeitet nun eine weitere Evolutionsstufe des klassischen Boxermotors mit 3,6 Liter Hubraum. Neu sind auch eine Doppelzündung, eine weiter entwickelte elektronische Einspritzung sowie eine Zweistufen-Resonanz-Ansauganlage.
Der Porsche 964 verfügt nun über 250 PS bei 6.100/min sowie einem Drehmoment von 310 Nm. bei 4.800/min. Die Beschleunigung liegt bei 5,6 Sek. von Null auf Hundert. Die Spitzengeschwindigkeit beträgt 260 km/h.
Ab 1990 gab es den 964 auch als Carrera 2 mit konventionellem Hinterachsantrieb. Neu war auch das Tiptronic Automatik-Vierganggetriebe, das auch von Hand sequentiell geschaltet werden konnte.
Der Porsche 964 bekam nun eine Servolenkung und größere Bremsen mit ABS. Auch die Heizung wurde dank elektronischer Regelung wesentlich effizienter.
Porsche 964 RS
Im Herbst 1990 feierte der Carrera RS Weltpremiere mit einem Leergewicht von 1240 kg und einer Leistung von 260 PS. Fahrwerksmodifikationen und Wegfall der Servolenkung machten den RS zu einem richtigem Pistenräuber und so konnten nicht weniger als 2.279 Exemplare verkauft werden.
Porsche 964 Turbo
Im Frühjahr 1991 gesellte sich der Turbo mit 3,3 Liter Hubraum und 320 PS zur 964er Familie.
Ab jetzt wurden alle Fahrzeuge mit Fullsize-Airbags, besseren Zweimassenschwungräder und einer leichteren Ansaugbrücke aus Kunstsoff sowie einer Zylinderfußdichtung ausgestattet.
1993 stand wieder im Zeichen des Turbo, der nun stolze 360 PS leistete bei einem Drehmoment von 520 Nm. bei 4.200/min.
Wer es eiliger hatte, konnte zu einem in Kleinserie von 80 Exemplaren aufgelegten Porsche 964 Turbo S für 295.000 DM greifen.
Insgesamt wurden vom 964 in allen Varianten 63.750 Exemplare produziert.
Fahrverhalten des Porsche 964
Der Porsche 964 C4 in seiner Allradversion vermittelt ein deutlich sichereres Fahrverhalten, insbesondere bei Regen und rutschigem Untergrund. Dagegen fühlt er sich bei sportlicher Fahrweise nicht mehr so agil an und wirkt dadurch schwerfälliger.
Der Porsche 964 C2 dagegen fährt sich leichtfüßiger und macht besonders bei Passfahrten durch seine Servolenkung richtig viel Spaß.
Das Fahrwerk des 964ziger beruht nun an der Vorderachse auf dem MacPhersen-Prinzip mit Schraubfedern auch an den hinteren Querlenkern. Dies macht das Fahrverhalten nochmals deutlich gutmütiger und beherrschbarer. Ein Heckausbruch kündigt sich deutlich früher an.
Der Porsche 964 Turbo hat seinen Schrecken durch den plötzlich einsetzenden Turbolader etwas verloren, verlangt aber immer noch nach einem sehr geübten Fahrer.
Der Porsche 964 RS ist ein puristisches Fahrzeug für die Rennstrecke – dort fühlt er sich zuhause und schenkt dem Fahrer ungetrübten Fahrspaß.
Kaufberatung Porsche 964 – viel Prüfarbeit notwendig!
Der Aufwand bei der Kaufberatung für einen Porsche 964 ist deutlich höher. So muss z.B. bei der Prüfung des Unterbodens die Unterbodenverkleidung für Motor und Getriebe demontiert werden. Wer dies unterlässt, handelt grob fahrlässig.
Karosserie
Rost ist beim Porsche 964 kaum ein Thema. Innenkotflügel und Unterbodenverkleidung verhindern die Rostentwicklung ziemlich effizient. Lediglich der Scheibenrahmen der Frontscheibe sollte durch Anheben des Scheibengummis genau inspiziert werden. Selten tritt Rost auch an den vorderen Kotflügelauflagen auf.
Die Rücklichter des 964 neigen schnell zur Riss-Bildung und bleichen aus. Ein Ersatz ist sehr teuer und nicht immer verfügbar.
Der Rahmen des ausfahrbaren Heckspoilers hat oftmals Spannungsrisse, die bei flüchtiger Begutachtung eines Fahrzeuges oft übersehen werden. Reparaturen dieses Rahmens sind sehr aufwendig und darüber hinaus oftmals nur von kurzer Haltbarkeit.
Bei Cabrio-Ausführungen muss die Funktionalität des Verdecks unbedingt geprüft werden, da die Mechanik und Elektrik sehr anfällig sind.
Natürlich ist die Karosserie auch auf Unfallschäden und unsachgemäß ausgeführte Reparaturen zu prüfen.
Motor
Der Motor des Porsche 964 verfügt nun über eine Doppelzündung, bestehend aus zwei aneinanderliegenden Verteilern, die mit einem Zahnriemen verbunden sind. Das Reißen dieses Riemens kann zu schweren Motorschäden führen.
Die Haltbarkeit dieses anfälligen Riemens kann durch eine spezielle Belüftung verlängert werden. Diese Belüftung wurde ab Mitte 1991 serienmäßig verbaut und ist im Idealfall bei älteren Fahrzeugen bereits nachgerüstet.
Stehbolzenabrisse sind selten geworden, jedoch kommt es gelegentlich zum Bruch der doppelten Ventilfedern.
Getriebe
Beim Porsche 964 wurde während der gesamten Bauzeit das bewährte G 50 Getriebe verbaut, das nur sehr selten Ärger bereitet.
Das Automatikgetriebe beim Porsche 964, genannt Tiptronic, sollte ruckfrei und geräuschlos arbeiten. Fahrzeuge mit Tiptronic-Getriebe sind weniger beliebt und daher in der Regel preiswerter als Fahrzeuge mit Schaltgetriebe.
Fahrwerk, Lenkung, Bremsen
Was sollte geprüft werden?
- Die Stoßdämpfer auf Ölverlust und Funktionsfähigkeit
- Lenkung auf zu hohes Spiel
- Servolenkung auf Dichtigkeit und ungewöhnliche Geräusche, besonders bei starkem Lenkradeinschlag
- Bremsscheiben und Bremsbeläge
Ausstattung und Interieur
Neben den Punkten, wie sie bereits beim G-Modell aufgeführt sind, sollte noch zusätzlich die Plausibilität der angegebenen Kilometerleistung überprüft werden. Hierzu sollte der Tacho herausgezogen und das auf der Rückseite angegebene Herstellungsdatum geprüft werden.
Auch können Lenkrad und Pedale auf die der angegebenen Kilometerleistung entsprechenden Abnutzung gesichtet werden.
Klimaanlagen sollten unbedingt bei der Probefahrt auf Funktionalität getestet werden. Eine Reparatur der Klimaanlage kann sehr teuer werden.
Fazit
Der Porsche 964 steht zu Unrecht in der Kritik sehr anfällig zu sein, was, wenn dann nur den Carrera 4- sowie den Tiptronic-Modellen, aufgrund ihrer komplexen Elektronik zuzuschreiben ist.
Ein gut gewarteter Porsche Carrera C2 lässt sich über viele Jahre sorglos bis zu 400-500.000 km bewegen und bietet bei porsche-typischem Fahrgefühl deutlich mehr Fahrsicherheit als seine Vorgänger.
Ein schlecht gewartetes Exemplar kann die Kreditkarte allerdings stark belasten.
Tipp: Besser ein gut erhaltener und etwas teurer Porsche 964 C2 mit Handschaltung als ein vermeintlich günstiges Allrad- oder Tiptronic-Fahrzeug.
Die Preise für handgeschaltete 964 C2 haben sich in der Vergangenheit als sehr stabil erwiesen.